Bindungsangst erkennen und besiegen. Anzeichen und Tipps zum Überwinden

Du fragst Dich, woran es liegt, dass es mit einer dauerhaften Beziehung bei Dir bislang nicht geklappt hat? Obwohl Du Dich einerseits nach Nähe sehnst und sie auch einforderst, ziehst Du Dich trotzdem immer wieder vorm Partner zurück? Womöglich leidest Du unter Bindungsangst. Dein ambivalentes Verhalten passt genau dazu. Wir geben Dir einen Überblick der typischen Anzeichen von Beziehungsangst und zudem einige Tipps, wie Du Deiner Angst vor einer Beziehung entgegenwirkst.

Woher könnten Deine Bindungsängste kommen? Ursachen.

Ständiges Grübeln? Vielleicht leidest Du unter Bindungsangst
Quelle: Pixabay

Hinter Bindungsangst steckt meist eine Kombination aus mehreren Ängsten. Ängste, denen Du Dir nicht unbedingt bewusst bist. Zu Grunde liegen der Bindungsunfähigkeit drei wesentliche Erfahrungen aus der Vergangenheit. Einmal Deine negativen Verlusterlebnisse, dann das Bindungsverhalten aus Deiner Kindheit und als drittes die Beziehung Deiner Eltern als negatives Vorbild. Dazu gesellt sich als vierter Punkt noch das eigene Bild, das Du von Dir hast.

1. Negative Verlusterlebnisse

Wurdest Du in vorherigen Beziehungen oft verletzt oder vom anderen verlassen? Das könnte der Ausschlag dafür sein, dass Du von Bindungsangst betroffen bist. Denn durch die Verlusterlebnisse ist Dein Selbstwertgefühl womöglich geschwächt und Du kannst emotionale Nähe nur schwer zulassen.

2. Kindliches Bindungsverhalten

Hast Du in Deiner Kindheit schmerzhafte Erfahrungen machen müssen, insbesondere bis zum 2. Lebensjahr? Dann liegt Deine Bindungsangst vielleicht Deiner gestörten Beziehung zu einem Deiner Elternteile begründet. Vor allen Dingen die Mutter-Kind-Bindung spielt eine Rolle bei der späteren Bindungsfähigkeit des Kindes. Ist die Mutter eher distanziert und abweisend, entwickelt das Kind ein sehr kontrolliertes Verhalten und lernt Gefühle zu unterbinden. Wird es von der Mutter links liegen gelassen und muss um jede Aufmerksamkeit kämpfen, resultiert daraus im Erwachsenensein vielmals Angst vor emotionalen Verletzungen. Wird ein Kind überbehütet, nimmt es enge Bindungen später als bedrohlich wahr.

3. Negatives Beziehungsleben der Eltern

Deine Eltern haben sich als Du klein warst immer sehr reserviert zueinander verhalten? Die elterliche Beziehung war nie sehr innig, es fehlte an Nähe und liebevollen Berührungen? Gut möglich, dass Du dieses Bindungsverhalten adaptiert hast.

4. Zweifel an der eigenen Persönlichkeit

Dein Selbstbewusstsein war noch nie wirklich groß und Dich hattest stets ein negatives Bild, von Dir? Auch ein möglicher Grund, der Deine Bindungsstörung herbeigeführt hat. Denn: Wenn Du Dich selbst nicht liebenswert findest, kannst Du bestimmt nicht glauben, dass ein anderer Dich lieben könnte. Ein Zweifeln an den Gefühlen des Partners ist somit vorprogrammiert. Vertrauen aufzubauen fällt Dir deshalb schwer.

BUCHEMPFEHLUNGEN

Welche Anzeichen sprechen für eine Bindungsangst bei Dir?

Zunächst einmal gibt es ein paar körperliche Hinweise darauf, ob das bei Dir eine Beziehungsangst ist oder nicht. Bist Du häufig stark angespannt, hast Herzrasen, fühlst Dich beklemmt und hast sogar Panikattacken? Alles sind Zeichen, die dafür sprechen. Abhängig davon, ob Du zu den aktiven oder passiven Beziehungsverweigerern gehörst, zeigen sich bei Leuten mit Bindungsangst aber noch andere, das Verhalten betreffende, „Symptome“:

Aktive Beziehungsverweigerer …

… brechen den Kontakt ab. Ist die erste Verliebtheitsphase vorbei und kommt man zum Schluss, dass man wirklich tiefe Gefühle für den anderen hat, gesellt sich Angst dazu verletzt zu werden. Als Kurzschlusshandlung wird Schluss gemacht, um dem Partner zuvor zu kommen.

… zeigen kaum Emotionen. Wird die Beziehung immer enger, schleicht sich Panik ein. Der Bindungsängstliche wird abweisend, kühl und manchmal aggressiv gegenüber dem anderen. Scheinbar ohne Not fängt er an zu streiten.

… wollen keine Verantwortung übernehmen. Verpflichtungen in einer Partnerschaft eingehen und Verantwortung tragen? Nichts für den, der Bindungsangst hat. Sämtliche Erwartungen, die beziehungstechnisch an ihn gestellt werden, verschaffen ihm Panik. Besonders bei Männern merkt man das an der Körpersprache, die sehr abgewandt ist.

… können keine Entscheidungen treffen. Wer sich nicht binden kann, kann sich nicht festlegen und nur schwer zu Entscheidungen durchringen. Daher werden Beziehungen lieber als „unverbindlich“ und „offen“ betitelt.

… wechseln häufig den Partner. Lange bei einer Person bleiben und sich festlegen? No way.

… ziehen sich zurück. Der aktive Beziehungsverweigerer nutzt jede Chance sich zu verdrücken, z.B. in Form von Arbeit, Hobbies, Krankheit oder sogar Untreue. Auch in Sachen Sex hält er sich zurück.

… mögen keine öffentlichen Zärtlichkeiten. Küsse, Umarmungen oder Händchen halten vor Publikum kommen äußerst selten vor. Die Körpersprache bei Frauen und auch bei Männern, die zu den aktiven Beziehungsverweigerern gehören, ist oftmals sehr abweisend.

Passive Beziehungsverweigerer …

… suchen sich unpassende Partner. Eigentlich ist klar, dass beide unterschiedlich ticken und nicht harmonieren. Trotzdem, oder gerade deshalb, fällt die Partnerwahl bei ihm so aus.

… verlieben sich in die/den Falsche/n. Also in Personen, die bereits liiert sind oder aber ihnen nicht guttun.

stellen unrealistisch hohe Erwartungen. Ein möglicher Partner müsste gebacken werden.

… ignorieren die/den Richtige/n. Läuft ein passender Kandidat über den Weg wird er nicht wahrgenommen.

Wie kannst Du Dir helfen, Deine Angst vor einer Beziehung zu verlieren?

Du willst Deine Bindungsangst endlich überwinden. Am besten gehst Du dazu Step by Step vor.

Step 1: Der Bindungsangst bewusst werden

Du musst Dir eingestehen, worunter Du leidest. Das ist schon mal Voraussetzung. Versuche dann Dich selbst positiv wahrzunehmen, reflektiere Dein jetziges Bild von Dir und überarbeite es. Sag Dir immer wieder, dass Du es schaffts, die Angst vor der Bindung zu verlieren.

Step 2: Sich der Angst stellen

Es ist wichtig, dass Du Dich mit Deiner Bindungsangst gedanklich beschäftigst und diese aufarbeitest. Scheu Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel mit einer Therapie oder in einer Selbsthilfegruppe.

Step 3: Sich anderen gegenüber öffnen

Lerne den Menschen zu vertrauen. Essentiell dabei ist Grenzen zu setzen und auch an sich selbst zu glauben.

Wie könnte Dir bei Deiner Bindungsangst Dein Partner/potentieller Partner helfen?

Bindungsangst? Bist DU davon betroffen?
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Es ist für Menschen mit Bindungsphobie extrem wichtig, Fehler machen zu dürfen. Du brauchst deswegen einen Partner, den seine Geduld und sein Verständnis auszeichnen. Mit etwas Glück reicht sein positiv geprägtes Verhalten schon aus, um Dir zu zeigen, dass eine Partnerschaft auch wundervoll verlaufen und sein kann.

Bindungsangst, teste Dich!

Last but not least, mache einen kleinen Bindungsangst Test, um ganz sicher zu gehen. Beantworte Dir dazu einfach folgende Fragen mit ja oder nein. Hast Du mehr als 7 Mal den Aussagen zugestimmt, leidest Du höchstwahrscheinlich unter Beziehungsangst.

  • Wenn sich ein Mensch ernsthaft für mich interessiert, bekomme ich Panik
  • Ich habe mich schon mehr als einmal in einen verheirateten Partner verliebt
  • Ich suche einen perfekten Partner
  • Meine Partner wechsele ich häufig
  • Sobald ich in einer Partnerschaft bin, denke ich schon an eine neue Beziehung
  • Es wird mir schnell lästig, wenn mein Partner viel Zeit mit mir verbringen möchte
  • Mit meinem Partner über Gefühle zu sprechen liegt mir nicht
  • Ich möchte unbedingt eine feste Beziehung, aber halte es nie durch
  • Eine feste Partnerschaft setzt mich unter Druck
  • Ich entfache oft Streit, ohne dass es nötig wäre
  • Ich fürchte mich vor einer Partnerschaft, die sowie die meiner Eltern ist

Fazit: Wenn Du zum Schluss gekommen bist, von Bindungsangst betroffen zu sein, ist der erste Schritt dagegen schon getan. Du hast sie erkannt. Nimmst Du Hilfe in Anspruch oder tauscht Dich mit anderen Betroffenen aus, ist das die richtige Entscheidung. So wirst Du es schaffen, Deiner Bindungsangst ein Schnippchen zu schlagen.

3 Replies to “Bindungsangst erkennen und besiegen. Anzeichen und Tipps zum Überwinden

  1. Es gibt so viele Menschen mit Bindungsangst. Ich (W) bin auch immer geflüchtet. Man sehnt sich nach Geborgenheit und hat doch irgendwie Angst.

    • Ja dann frag ich mich aber echt, was mit euch Frauen los ist. Habe da gerade auch mit so einem schwierigen Fall zu tun. Wir verstehen uns eigentlich super, könnt alles so schön , leicht und locker sein, was es sehr häufig auch ist, aber sich zu bekennen und sich auf eine richtige Beziehung einzulassen…. also das schafft sie leider (auch bzw. noch) nicht.
      Und das kostet mich sehr viel Geduld und Nerven, wobei ich jetzt selbst nicht der Geduldigste bin. Wenn sie mir nicht so viel bedeuten würde, wäre ich schon längst weg. Aber alleine ihr zu sagen, dass ich sie toll finde, sie mir viel bedeutet und ich Angst habe, sie zu verlieren….. das treibt sie von mir weg. Es gibt Tage, da ist das alles schon sehr frustrierend. Leider. Weil….. könnte ja schön sein.

  2. Danke, der Artikel hat mir sehr geholfen.
    Ich hatte jemand kennen gelernt, der sehr schnell die Beziehung abgebrochen hat. Ein neuer Versuch endete ebenso plötzlich, mit der Begründung, keine Verpflichtung eingehen zu wollen.
    Zunächst wusste ich dies nicht einzuordnen, Aber nach Lesen des Artikels fand ich weitere Anzeichen für eine Beziehungs-Unfähigkeit, wie eine gefühlsarme Distanz u.ä.m.
    Danke, so kann ich die Situation besser einordnen.

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